„Der Babelfisch […] ist klein, gelb und blutegelartig und wahrscheinlich das Eigentümlichste, was es im ganzen Universum gibt. Er lebt von Gehirnströmen, die er nicht seinem jeweiligen Wirt, sondern seiner Umgebung entzieht. Er nimmt alle unbewußten Denkfrequenzen dieser Gehirnströme auf und ernährt sich von ihnen. Dann scheidet er ins Gehirn seines Wirtes eine telepathische Matrix aus, die sich aus bewußten Denkfrequenzen und Nervensignalen der Sprachzentren des Gehirns zusammensetzt. Der praktische Nutzeffekt der Sache ist, daß man mit einem Babelfisch im Ohr augenblicklich alles versteht, was einem in irgendeiner Sprache gesagt wird. Die Sprachmuster, die man hört, werden durch die Gehirnstrommatrix entschlüsselt, die einem der Babelfisch ins Gehirn eingegeben hat. […]“
Douglas Adams: „Per Anhalter durch die Galaxis“, S. 54.
Ich wünschte, solch einen Babelfisch würde es geben! – Ich find‘ die Idee klasse! Er würde Projekte und vor allem Projektdefinitionen wesentlich vereinfachen. Das Besondere an einem Babelfisch ist, dass er nicht einfach das Gesprochene übersetzt, sondern das Gemeinte übermittelt. Einige externe Dienstleister würden in vielen Projekten nur die Hälfte an Stunden berechnen können. Somit wäre der Babelfisch auch ein wahres Geheimrezept, um Kosten einzusparen.
In der Kommunikationstheorie gibt es verschiedene Modelle, die Kommunikation zwischen zwei oder mehr Teilnehmern beschreiben. Als Grundvoraussetzung für eine fehlerfreie Kommunikation in diesen Modellen wird jedoch ein gemeinsamer „Zeichensatz“ benötigt. Sprich: Alle verstehen unter einem bestimmten Wort das Gleiche und alle haben den gleichen Wortschatz. Ich denke, bei Wikipedia kann man dies als Beispiel eines perfekten Paradoxons aufnehmen. Klar ist ein Stuhl ein Stuhl. Aber bei Projekten geht es meistens nicht um Büromöbel, auch wenn sie noch so ergonomisch geformt sind, sondern um komplexe Aufgaben und Abläufe.
Wenn Spezialisten aus verschieden Bereichen aufeinander treffen, gibt es häufig bestimmte Begriffe, bei denen die Bedeutung für den Einen selbstverständlich sind und die wiederum bei Anderen ein spontanes „HÄH??“ verursacht. Zudem gibt es unternehmensspezifische Ausdrücke (die berühmt berüchtigten Insider), welche externe Mitarbeiter auch abteilungsfremde Mitarbeiter nicht verstehen. Bei Projektmeetings sollte man also stets darauf bedacht sein, eine verständliche „Sprache“ zu sprechen. Man sollte versuchen, sich in seinen Gegenüber kurz hinein zu versetzten. Vor allem aber sollte man eines tun: Wenn man etwas nicht verstanden hat, nachfragen! Nachzufragen ist für viele eine Hürde. Aber man kann nicht alles wissen. Vor allem bei fachfremden Ausdrücken. Einfach Kopfnicken und dann später (so nach zwei bis drei Wochen im Projekt) zuzugeben, dass man doch nichts richtig verstanden hat, untergräbt die meist hart erarbeitete Glaubwürdigkeit komplett. Also lieber zugeben, dass man etwas nicht weiß. Aber das ist nur ein Teil des Problems, welches sich durch den Babelfisch in Luft auflösen würde.
Ein größeres Problem ist, wenn in einem Projekt falsch formulierte Vorgaben gemacht werden oder gar nicht mit den Betroffenen geredet wird. Somit wird am Kunden vorbei entwickelt und mit dem Ergebnis kann keiner etwas anfangen. Zumal die Nachbearbeitung sehr kostspielig ist – und dadurch nie stattfindet. In der Informatik geht es darum, komplexe Aufgaben und Abläufe mit Computern und Programmen zu unterstützen. Dies setzt eine genaue Kenntnis der zu unterstützenden Bereiche voraus. Informatiker lernen jedoch meist nur die Informatikseite in ihrer Ausbildung. Logischerweise müssen somit besonders Anfänger im IT Bereich aufpassen und auch nachfragen, falls etwas nicht verstanden wurde. Jedoch sind gerade die Jungen ITler gehemmt und glauben, sie müssten alles wissen, denn ansonsten würden sie nicht ernst genommen. Doch wie Paul Watzlawick, einer der größten Sprachwissenschaftler des 20. Jahrhunderts, schon feststellte: Man kann nicht nicht kommunizieren. Die Konsequenz dieser wesentlichen und doch einfachen Erkenntnis besteht darin, dass allein die Körpersprache einen verrät, wenn man bei etwas unsicher ist.
Werfen wir also einen Blick auf die Konsequenz des Ganzen: Viele IT Projekte holen nicht das Optimum an Verbesserung heraus oder scheitern gar durch mangelnde Kommunikation oder Verständnis der eigentlichen Abläufe. Gerade im Mittelstand gibt es komplexe Workflows, die meistens nicht dokumentiert sind und nur in den Köpfen der Sachbearbeiter geordnet werden.
Leider gibt es keinen Babelfisch. Wir können somit den Gegenüber oft nicht sofort verstehen. Die Kommunikation ist gestört und muss erst einmal wieder berichtigt werden; wichtige Zeit geht verloren. Aus diesem Grund ist eine gute Kommunikation im Projektmanagement unverzichtbar. Man kann viele Stress vermeiden, wenn zur richtigen Zeit die richtigen Fragen gestellt werden.
Dieser Inhalt wurde ursprünglich 2013 schon veröffentlicht. Jedoch ist der Grundgedanke zeitlos.
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